Er ist ein kleines Stück größer als ich und ich glaube auch nicht ganz so besoffen, jedenfalls bietet er mir die halbe Zigarette an, die wir dann zusammen rauchen. Er ist Student, hier wo man eigentlich nicht studieren kann, es gibt etwas um die 500 Studenten auf 180.000 Einwohner, er macht Physik oder sowas in die Richtung, auch irgendwas mit Logistik. Wir haben mal in einer Jazz-Combo gespielt, er Bass und ich Gitarre und noch ein paar Leute, aber wir haben irgendwann aufgehört und er ging dann immer alleine nach Hause und eigentlich sehe ich ihn dann auch nur immer alleine an so Nächten wie heute in irgendwelchen Bars hocken.
Wir treten ein Stück zusammen und er ist wirklich größer als ich und doch nicht viel weniger besoffen. Ich verpass ihm etwa zehn Dinger auf den Oberkörper und spühre seine Rippen unter meinen Fingerknöcheln, sein Oberkörper ist ziemlich hart, er atmet immer leicht aus, wenn ihn einer meiner Schläge auf die Arme trifft. Ich gucke ihm nicht mal richtig in die Augen, sehe nur die gekreuzten Arme vor mir auf die ich einprügele und frage mich wann er endlich schlägt. Dann bereue ich es sofort geraucht zu habe, denn mir geht schnell der Atem aus. Ich stolper ein paar Schritte zurück, und meine Sohlen kratzen auf dem Asphalt. Er kommt nicht sofort hinterher, heute macht er das zum ersten Mal, jedenfalls geh ich wieder auf ihn zu, versuch ihm wenigstens noch ein, zwei unter die Knochen zu schlagen, irgendwas auf die Leber, aber nichts trifft und er steckt auch alles locker weg. Sein erster Schlag trifft meine Faust und die dann meine Luftröhre, die zweite trifft mein Rückgrad und ich klapp sofort zusammen und lieg auf dem beschissenen feuchten Parkplatzboden hinter der Kneipe.
Es hat heute Nachmittag geregnet, als ich wach geworden bin, und die Steinchen sind noch nass, die sich in meine Wangen drücken. Ich muss schnell wieder aufstehen, weiß ich, nicht weil es peinlich ist auf dem Boden zu liegen, sondern weil der Kampf gelaufen ist und wenn man länger liegt und irgendwer kommt vorbei ist das immer auffällig, außerdem will ich ihn umarmen, denn für sein erstes Mal hat er ganz schön ordentlich zugelangt.
Ich steh auf und bin froh meine Beine sicherer als gedacht unter mir zuhaben, aber mein Rücken schmerzt wie die Hölle, er sagt sofort dass es ihm Leid tut, aber wundert sich auch wieso ich ihn so fröhlich anschaue. Er hat es sofort verstanden und sich nicht angestellt, wir haben auch vorher nicht viel geredet, das is viel wert. Dann nehme ich ihn in die Arme und sage, dass ihm nichts Leid tun brauch und er alles gut gemacht hat.
Ich bin froh, als wir auf dem Bordstein sitzen und noch eine rauchen, während die nächsten dran sind. Der Fettsack gegen einen großen, aber etwas schlacksigen, dürren Freund von mir. Die Runde ist schnell vorbei, weil der Fettsack einfach viel zu lahm ist und aufgibt, nachdem er sich krümmt. Ich nehm das Bierglas mit nach Hause, und die Nacht ist auch halb rum, auf dem Weg hab ich irgendwie das Gefühl, auch wenn mein Rücken immernoch schmerzt, dass ich trotzdem ganz zufrieden bin.